18.07.2025
„Aufschieberitis – bin ich faul?“
Fast jeder kennt dieses Verhalten: Die Sporttasche steht gepackt im Flur, aber der Weg auf die Couch ist plötzlich verlockender. Das anstehende Mitarbeitergespräch wird erneut verschoben, obwohl die Situation längst geklärt werden müsste. Der häufige Reflex: „Ich bin einfach zu faul.“ Doch genau hier liegt der Denkfehler.
Prokrastination ist keine Faulheit.
Sie ist ein psychologisches Phänomen – ein Zusammenspiel aus innerem Druck, Selbstschutz und emotionaler Überforderung. Wer prokrastiniert, ist nicht etwa bequem, sondern oft gefangen in Ängsten, Selbstzweifeln und widersprüchlichen inneren Stimmen.

Was passiert bei Prokrastination wirklich?
Wer Aufgaben bewusst aufschiebt, obwohl er um ihre Wichtigkeit weiß, folgt meist nicht der Lust am Nichtstun – sondern reagiert auf innere Spannungen. Typische Auslöser sind:

Fehlende Selbstkontrolle:
- Die Verlockung ist groß. Ein kurzer Dopaminkick durch das Handy oder ein Stück Kuchen verspricht sofortige Belohnung – ganz im Gegensatz zur Vorbereitung auf ein schwieriges Gespräch oder zum Sportprogramm, dessen Resultate erst viel später spürbar sind.
Angst und Selbstzweifel:
- Dahinter steckt oft die Furcht, zu versagen – oder paradoxerweise auch: erfolgreich zu sein. Denn Erfolg bringt Veränderung mit sich, Verantwortung, Sichtbarkeit. Das kann verunsichern.
Überforderung durch die Aufgabe selbst:
- Manchmal scheint der Berg zu hoch, um überhaupt den ersten Schritt zu machen. Gedanken wie „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll“, „Ich schaffe das sowieso nicht“ oder „Das wird zu anstrengend“ blockieren bereits im Vorfeld jeden Versuch.
Warum das Verständnis darüber so wichtig ist
Wer Prokrastination lediglich als Charakterschwäche abtut, verkennt die emotionale Tiefe des Phänomens. Denn es geht oft um weit mehr als einen verschobenen Termin oder eine liegengebliebene Aufgabe. Es geht um innere Konflikte, um Selbstwert und um die Frage, wie wir mit Anforderungen, Druck und unseren eigenen Erwartungen umgehen.
Gerade wenn emotionale Wünsche – etwa nach Gesundheit, Klarheit oder Weiterentwicklung – mit starken Ängsten verknüpft sind, entsteht dieser innere Widerstand. Wir wollen ins Tun kommen, aber gleichzeitig ist da etwas in uns, das schützt, bremst oder zweifelt.
Was wir wirklich brauchen
In vielen Fällen benötigen wir keine strengen Pläne oder disziplinierte To-do-Listen. Was fehlt, ist Orientierung, Sicherheit und emotionale Führung. Nicht das „Was“ blockiert – sondern das „Wie“.
Ob im Leadership Coaching oder im Personal Training: Immer wieder zeigt sich, dass der entscheidende Schlüssel nicht im Tun selbst liegt, sondern im Umgang mit dem, was uns innerlich zurückhält. Verständnis für die eigenen Blockaden ist der erste Schritt. Und manchmal braucht es genau dann einen Menschen an der Seite, der nicht nur Aufgaben stellt, sondern Halt gibt und durch das „Wie“ begleitet.